1.10.06

Weltwoche für Woche

Bonanza fragt
Ist jetzt eigentlich die Weltwoche ein rechtskonservatives Magazin oder was?

Tigra sagt
Die einen sagen rechtskonservativ, die anderen neoliberal und dann gibt's noch solche, die sagen, die Weltwoche sei das "Parteiblatt" jener Rechtsaussen-FDPler, denen auch Jean-Frey-CEO und Nationalrat Filippo Leutenegger angehört. Letzteres ist spätestens seit der Weltwochen-"Übernahme" von Roger Köppel auszuschliessen. Es hat sich herausgestellt, dass Leutenegger nicht den Einfluss auf die Weltwoche hatte, den man ihm attestierte. Der Ausdruck neoliberal passt hingegen wie die Faust aufs Auge. Zumindest was die Ressorts Politik und Wirtschaft angeht. Fast ununterbrochen beschiesst das Blatt neben den staatlichen Institutionen ganz besonders die politische Linke. Und dazu gehören nach Ansicht der Weltwoche-Autoren nicht nur Partei-Anhänger und -Mitglieder der SP und Grünen, sondern auch die Mehrheit der Schweizer Journalisten. Hier muss aber bereits differenziert werden: Die Weltwoche darf keinesfalls als homogene Masse bezeichnet werden. Während Thomas Widmer, Weltwoche-Autor aus dem Kultur-Ressort, an meiner journalistischen Ausbildungsstätte über seinen Weltwoche-Alltag plauderte, liess er die Bemerkung fallen, dass die politischen Debatten an Redaktionssitzungen nicht gerade harmonisch ablaufen würden. Es wird also heftig gestritten auf der Redaktion. Demzufolge greift man also etwas zu weit mit dem pauschalisierenden Begriff "rechtskonservativ". Klar ist hingegen, dass das Hetzer-Trio, bestehend aus dem Interims-Chefredaktor Markus Somm (der laut der linken "Wochenzeitung" regelmässig mit Christoph Blocher telefoniert, um das Inlandressort ideologisch auf Kurs zu halten), dem Bundeshaus-Redaktor Urs Paul Engeler und dem konvertierten Ex-Achtundsechziger und Bush-Verehrer Hanspeter Born sehr viel Macht auf der Redaktion für sich beansprucht. Soviel Macht, dass die Kritiker zuweilen vergessen, dass in der Weltwoche Woche für Woche grossartige Reportagen, Interviews, Kritiken und Porträts auf höchstem Niveau zu finden sind.

4 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

ein blatt, das unter anderem artikel abdruckt, welche besagen, dass muslimInnen eine gefahr für die "westliche zivilastion" seien, weil sie sich stärker vermehren würden als letztere, kann zwar trotzdem
gute artikel enthalten.
die tatsache, dass das blatt aber artikel abdruckt, die inhaltlich an unschöne ideen erinnern, welche in deutschland mal ganz gross en vogue waren, desavouieren es. sprich: aufgrund ethischer über-legungen möchte ich solche fremdenfeindlichen hass-tiraden nicht unterstützten und verzichte freiwillig auf eventuell qualitativ hochstehende artikel der weltwoche.
die von bonanza zitierte "wochenzeitung" finde ich hingegen sehr lesenswert!

Anonym hat gesagt…

Der Vorwurf der medialen Verbreitung nationalsozialistischen Gedankengutes, der zuweilen von linksradikaler Seite gegen die Weltwoche erhoben wird ist ebenso realitätsfern wie jener aus der rechtskonservativen Ecke, dass die WOZ mit kommunistischen Ideale liebäugeln würde. Beide Redaktionen sind sich ihrer redaktionellen Verantwortung bewusst.

Anonym hat gesagt…

Schade, Tigra, dass du zu der von der Weltwoche verbreiteten These, die ich im meinem Kommentar erwähne, keinen Stellung nimmst.

Anonym hat gesagt…

Wie gesagt: Das Hetzer-Trio (Engeler, Born, Somm) hat auf der Redaktion eine Spur zu viel Macht. Wenn du mir ein Erscheinungsdatum oder eine Ausgaben-Nummer angeben kannst, können wir genauer über den erwähnten Text sprechen. Ich überlese gewisse Texte in der Weltwoche. Die Kolumne eines Zürcher SVP-Nationalrats gehört z.B. dazu.