10.2.07

Frauen wählen astrologisch

Bonanza fragt
Ob Frauen in gleichem Mass an Abstimmungen und Wahlen teilnehmen wie Männer?

Tigra sagt
Sicher. Das behauptet zumindest das Forschungsinstitut gfs.bern in seiner jüngsten Analyse. Sie hat im Nachhinein die Resultate eidgenössischer Abstimmungen geschlechterspezifisch untersucht. Herausgekommen ist, dass sich Männer und Frauen grundsätzlich bei Abstimmungen ähnlich verhalten. Ein bisschen mehr Gewicht würden die Frauen zwar auf die Themen "Service Public", "Umwelt" und "Benachteiligte" legen, während sie sich ein bisschen weniger für wirtschaftspolitische Vorlagen interessieren.
Anscheinend ist die Erkenntnis, dass sich die Frauen in gleichem Masse wie die Männer an Abstimmungen beteiligen, überraschend. So überraschend sogar, dass sich die Basellandschaftliche Zeitung sogleich der Frau als Wählerin angenommen hat. Am 7. Februar veröffentliche sie nämlich einen wählerinnenfreundlichen Artikel zur anstehenden basellandschaftlichen Regierungsratswahl. Die "Fähigkeiten der neun Kandidierenden" wurden darin "unter der astrologischen Lupe" betrachtet. Jeder männliche Wähler blättert sogleich weiter, während die Wählerin wohl inne hält und interessiert liest, dass der Astrologe Kurt Gschwind aus Lupsigen ein "Psychogramm der Persönlichkeiten" der Kandidierenden "anhand ihrer Geburtsdaten" erstellt hat. So sagt Gschwind zum Beispiel über Kandidat Peter Zwick (Stier): "Obwohl er einen Bedarf nach Originalität empfindet, will er diese stets eingebettet wissen in spiritueller Sinnhaftigkeit". Der Löwe Urs Wüthrich hingegen repräsentiert für ihn "eine Art tiefgründige Saftwurzel, die kraft- und lustvoll zu ihrer innersten Überzeugungen steht und diese gerne auch expositionsfreudig kommuniziert". Wenn ich im Kanton Baselland wählen dürfte würde ich aber den Kandidaten Rudolf Keller zuoberst auf die Liste setzen. Keller ist Widder und würde mit "Friedfertigkeit, Sicherheit und Heil (...) das Wesen des Kantons Baselland in all seinen Facetten erspüren und darauf eingehen".
Ist es der antifeministischen weiblichen Bevölkerung im Halbkanton zu verdanken, dass es da keine bitterbösen Leserbriefe von empörten Wählerinnen gab?

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